icon akademieINA - Nachhaltigkeit – interkulturell - Multiplikationsprojekt

Inga

Nachhaltigkeit interkulturell (INA)

Wir leben in einer Welt, in der die Herausforderungen des Klimawandels, der Umweltverschmutzung, der Armut und der Ressourcenknappheit allgegenwärtige Probleme sind. Wenn wir den kommenden Generationen eine gute Lebensgrundlage übergeben wollen, müssen spätestens jetzt einige Weichen neu gestellt werden: In den ökologischen sowie ökonomischen und sozialen Dimensionen. Das wird nicht ohne die Umgestaltung mancher Lebensgewohnheiten gehen. Ein gerecht gestaltetes, gutes gemeinsames Leben jetzt und in Zukunft (also: Nachhaltigkeit) erreichen wir, indem wir sicherstellen, dass die Einwohner/innen in ihrer ganzen Vielfalt an der Debatte auf Augenhöhe teilhaben. Zurzeit scheint dies ein Privileg der weißen, akademischen und wohlhabenden Bevölkerungsteile zu sein.

Auseinandersetzungen profitieren jedoch von einer Vielfalt an Perspektiven. Insbesondere Menschen mit interkulturellen und internationalen Erfahrungen bereichern die gesellschaftliche Entwicklung durch andere Blickwinkel. Dass Zugewanderte unterproportional an der lokalen Nachhaltigkeitsbewegung teilhaben, liegt nicht nur an Sprachbarrieren, die den Zugang erschweren. Die Debatte über das gute gemeinsame Leben wird oft auch überlagert von drängenden Fragen ihres Alltags und dem Ringen um die grundsätzliche gesellschaftliche Teilhabe. Zugewanderte – auch wenn sie aus diesen Gründen schwerer erreichbar sind – müssen in den gemeinsamen Dialog auf Augenhöhe einbezogen werden. Das ist essenziell für die gerechte und multiperspektivische Debatte.

Vereine, Gruppen, Initiativen, Migrantenorganisationen – sie alle führen Menschen zusammen

Im gemeinsamen Tun entsteht eine engagierte Zivilgesellschaft.
Jetzt (2024-26) werden Kommunen und lokal gut vernetzte Organisationen aufgefordert, sich diesem Spirit anzuschließen und ein neues spannendes Projekt in ihre Region zu holen.
Es geht um die Ausbildung mehrsprachiger Nachhaltigkeitstrainer/innen und die daran anschließende Unterstützung von lokalen Gruppen/Vereinen/Initiativen bei der aktiven selbstbestimmten Teilhabe an der Nachhaltigkeits-Bewegung.
Im Projekt Nachhaltigkeit interkulturell (INA) werden regionale Projektteams begleitet, den erfolgreich erprobten und weiterentwickelten Ansatz vor Ort umzusetzen. Getragen wird das Projekt vom Umweltbundesamt, dem BMUV, dem Verein für Integrationshilfe benachteiligter Menschen uns als Participolis Akademie.
Über die Arbeit mit Gruppen werden Multiplikator/innen für die gemeinsame Sache erreicht und deren Potenzial genutzt, um die Vielfalt der Perspektiven von Menschen mit interkulturellem Hintergrund in die Nachhaltigkeitsbewegung einzubeziehen. Im Auftrag des Vereins zur Integrationshilfe benachteiligter Menschen VIM e.V. entwickelten wir als Participolis Akademie gGmbH 2021 gemeinsam mit dem Bundesumweltamt das Vorgängerprojekt »Nachhaltigkeit in Vereinen und Migrantenorganisationen (NiV)«.

Grafik A

Schematische Darstellung von Nachhaltigkeit als Perspektive statt eigenes Thema(Eigene Darstellung)

SDG Kreis

Die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele sind Ergebnis eines Aushandlungsprozesses. Die Frage, og ein Thema für den guten Lebensstandart fehlt, ist spannend.(talercris)

Nicht die Weitergabe von Nachhaltigkeitswissen stand im Mittelpunkt des Projektes, sondern die Selbstverortung im Themenspektrum der Nachhaltigkeit, also die Selbstbetrachtung aus einer Nachhaltigkeitsperspektive heraus. Hier wollten wir bewusst machen, dass man sich nicht ausserhalb von Nachhaltigkeit stellen kann, sondern sich mit jeder Aktion automatisch auf einer Nachhaltigkeits-Skala bewegt, ob man will oder nicht. Jedes Verhalten kann mit Nachhaltigkeitskriterien bewertet werden. Ist man sich dieser Realität bewusst, kann man jedes Verhalten als mehr oder weniger nachhaltig erkennen und ggf. gestalten.

Im NiV-Projekt wurden gemeinsam mit acht Vereinen aus der Region Ostwestfalen-Lippe passgenaue Nachhaltigkeitsprogramme geschaffen, die ganz nah an den Vereinszielen orientiert sind. Möglich wurde dies, indem wir bestehende gute Kontakte zu Zugewanderten und ihren Communities nutzten. Zu Beginn des Projektes verstanden viele Teilnehmende unter Nachhaltigkeit so etwas wie Mülltrennung und Recyclingpapier und entsprechend gering war das Interesse. Ein darüber hinaus gehender Bezug zur eigenen Lebensrealität fehlte. Dieser wurde hergestellt, indem neben der ökologischen Dimension auch die sozialen und ökonomischen Dimensionen diskutiert wurden.

Die Schwäche der sozialen Nachhaltigkeitsaspekte prägt über weite Teile den Alltag der Zielgruppe. In der ökonomischen Dimension interessierte sie vor allem die Sicherung ihrer Vereinsarbeit. Als den Teilnehmenden bewusst wurde, dass der Klimawandel keine Grenzen kennt und in den Regionen zuerst und am heftigsten zu spüren ist, in denen sie Freunde oder Familie haben, wuchs das Interesse letztlich auch an der ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit weiter.

Die Angst von Menschen, die in prekären Verhältnissen leben müssen, für mehr Nachhaltigkeit auf noch mehr verzichten zu müssen, ist nachvollziehbar. Und es wurde deutlich, wie wichtig es ist, dass sie sich in den Diskurs einmischen, um Kriterien für das Gute gemeinsame Leben mitzubestimmen. An erster Stelle steht dann nicht mehr die Frage, wer muss wieviel abgeben, sondern "Was ist ein guter Lebensstandard?" und "Wie bekommen wir die in prekären Verhältnissen Lebenden auf das gute neue Niveau gehoben?".

Grafik 1

Der gute Lebensstandart für Alle mit Entwicklungsrichtung des jeweiligen Wohlstandsniveaus. (Eigene Darstellung)

 

Die teilnehmenden Migrant*innen sahen sich bei dem Thema Nachhaltigkeit zunehmend als wertvolle Mitgestalter*innen der Gesellschaft, denn Nachhaltigkeit geht nicht nur alle an, sondern braucht für ihre Realisierung auch alle. Gemeinsames Anpacken von Umwelt- und Nachhaltigkeitsaufgaben entfaltete spürbar eine integrative Kraft. Im NiV-Projekt wurde entsprechend partizipativ ein Handbuch zur Nachhaltigkeit in Vereinen als Orientierungs- und Recherchehilfe erstellt, das auch über den Projektzeitraum hinaus kostenlos digital verfügbar ist (siehe Linkliste am Ende).

Abb4
 

Das Projekt "Interkulturelles Netzwerk – Nachhaltigkeit geht alle an (INGA)" knüpft an den Erfolg des NiV-Projektes an und geht noch einen Schritt weiter: In einer vierteiligen Fortbildungsreihe wurden neun engagierte mehrsprachige Nachhaltigkeitstrainerinnen ausgebildet. Diese erhielten einen umfangreichen Einblick in die Nachhaltigkeitsbewegung und erwarben gezielt Kompetenzen, um 16 ehrenamtliche Organisationen bei einem individuellen Nachhaltigkeitsprozess unterstützen zu können. Ziel war es, dass die Nachhaltigkeitstrainerinnen mit den Gruppen Kompetenzen trainieren, um sich in der Nachhaltigkeitsdebatte zu orientieren und mitreden zu können und zu wollen. Erst an zweiter Stelle ging es darum, die eigene Nachhaltigkeit zu stärken. Die teilnehmenden Gruppen konnten auf Deutsch, Polnisch, Russisch, Ukrainisch, Englisch und Arabisch begleitet werden.

Kreative und innovative Ideen und Ansätze sind mit den Projekten entstanden: Von der Aufnahme der Nachhaltigkeit in das Bildungsangebot eines russischen Vereins, interkulturellen Kochworkshops, mit eigenen digitalen Kochbuch und der Herstellung von Beuteln aus recycelten Altkleidern für den plastikfreien Obst- und Gemüseeinkauf, hin zur nachhaltigen Stärkung der psychischen Gesundheit der arabischen Frauengruppe. Die Nachhaltigkeitsbestrebungen betreffen alle Nachhaltigkeitsdimensionen, sind vielfältig und nah am Vereinsalltag. Der teilnehmenden Gruppen sollten nicht mit zusätzlichen Aufgaben belastet, sondern möglichst entlastet werden. Um dies zu erreichen, nutzten wir Tools aus dem Projektmanagement und blieben immer eng verbunden mit dem Selbstverständnis und den Zielen der Vereine.

Doch nicht nur die konkrete Verwirklichung von Ideen zu mehr Nachhaltigkeit machen den Erfolg des partizipativen Projekts aus. Der entscheidende methodische Erfolgsfaktor war es, die integrative Komponente in der Vordergrund zu stellen und Gruppen, die als schwer erreichbar gelten für den Nachhaltigkeitsdiskurs zu gewinnen. Und das ohne erhobenen Zeigefinger. Sondern in einer Weise, die den Angesprochenen die Wichtigkeit ihrer Rolle im Diskurs verdeutlicht, die sowohl im Praktischen, als auch im demokratischen Mitmischen angesiedelt ist. Insofern besteht hier tatsächlich die viel beschworene Augenhöhe.

Klimagerechtigkeit setzt voraus, auch die bisherigen Außenseiter an der Debatte zu beteiligen. Mit »INGA« ist es gelungen, sie sprachfähiger zu machen, indem ihr Interesse gestärkt wurde, sie sich Hintergrundwissen aneignen und mit dem notwendigen Vokabular vertraut machen konnten. Neue Stimmen und Perspektiven bringen so frischen, bereichernden Wind in die Debatten.

Die Gelingensfaktoren der Projekte sind erstens der gute Kontakt zur Zielgruppe. Hilfreich war, dass wir Schlüsselpersonen identifizieren und von vornherein einbeziehen konnten. Zweitens nahmen wir die Lebensrealität der Teilnehmenden als Ausgangspunkt. Von dort aus haben wir gemeinsam Ansätze für mehr Nachhaltigkeit identifizieren können. Drittens haben wir auf Augenhöhe über Werte diskutiert, die Nachhaltigkeit fördern oder behindern. Gemeinsam haben die Teilnehmenden über Wege nachgedacht, wichtige Werte nachhaltiger leben zu können. Die Akteure wurden empowert, systematisch an das Thema herangeführt und von der (Erst)Information bis zur Projektplanung und -umsetzung wertschätzend begleitet. Dieser Bottom-up Ansatz erwies sich als wichtiger Gelingensfaktor. Bei selbstorganisierten gesellschaftlichen Akteuren unterstützte er die Zusammenstellung eigener Ansätze zur Nachhaltigkeit und konnte bei der Entwicklung innovativer Lösungen helfen. Fünftens war Partizipation elementarer Bestandteil bei der kontinuierlichen Weiterentwicklung der didaktischen und praktischen Ansätze aus unserem Vorgängerprojekt »Nachhaltigkeit in Vereinen«. Mit den auszubildenden Trainer/innen wurde im kontinuierlichen Verbesserungsprozess die Fortbildung und das Trainingsmaterial entwickelt und evaluiert. Und als sechster Gelingensfaktor sei die Anerkennung der Trainerinnen über ein angemessenes Honorar für ihre Trainerinnentätigkeit erwähnt. Auch die trainierten Gruppen erhielten ein kleines Budget, um ihre Umstellung auf mehr Nachhaltigkeit finanziell zu erleichtern. Ohne Geld ist ein solches Projekt aus unserer Sicht nicht möglich.

Dank der weitreichenden Vernetzung der mehrsprachigen Nachhaltigkeitstrainerinnen hat das Projekt die Grenzen von Ostwestfalen-Lippe verlassen und Gruppen in Osnabrück, Braunschweig, Bonn und Stuttgart konnten davon profitieren.

Diese ersten lokalen Projekterfolge wollen wir nun in die Fläche bringen, und auf andere Regionen übertragen oder diese zu eigenen Wegen stimulieren.

2024-26 wächst der erfolgreiche Ansatz über NRW hinaus und wird gemeinsam mit dem Umweltbundesamt und dem BMUV in weitere interessierte Regionen transferiert. Das Projekt Nachhaltigkeit interkulturell (INA) widmet sich dem Transfer des durch die gewonnenen Erkenntnisse optimierten bewährten Ansatzes.
Aufgefordert sind Kommunen und lokal gut vernetzte Organisationen, diesen Spirit und dieses Projekt in ihre Region zu holen, mehrsprachige Trainer/innen auszubilden und Vereinen/Gruppen/Initiativen in ihrer Region bei der aktiven selbstbestimmten Teilhabe an der Nachhaltigkeits-Bewegung zu unterstützen.

 

Hier können Sie:

Aus allen Bundesländern Ihr Interesse an der Teilnahme für 2024/25 bekunden und weitere Informationen erhalten:
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Das interkulturelle Kochbuch finden:
Kochbuch.pdf

Das Manual downloaden:
NIV-Manual

Eindrücke und hilfreiche Tipps für den nachhaltigen Alltag aus dem INGA-Projekt finden:
instagram

 

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